oben-quer_2021.png
mein-qi.jpg - copy
oben-quer_gleis11.png - copy
winter.jpg - copy
fruehjahr.jpeg - copy
winter_2.jpg - copy
april.jpg - copy
fruehjahr_2.jpeg - copy
menschen.jpg - copy
mai.jpg - copy
oben-quer_bierdeckel_2024.png

azazelMein Buchtipp für den Adventskalender 2021 MQI

Azazel


Autor: Youssef Ziedan

erschienen im Luchterhand Literaturverlag

‚Azazel‘ von Youssef Ziedan, einem Professor für Islamische Philosophie mit Schwerpunkt Sufismus, ist lt. The Guardian der würdige Gewinner eines Literaturpreises, der weltweit den Zugang zu arabischer Literatur fördert

In Ägypten war dieser Roman über das abenteuerliche Leben eines frühchristlichen Mönchs sofort nach seinem Erscheinen ein Bestseller. Dieser lesenswerte Roman ist ein Plädoyer für eine undogmatische, lebensbejahende Religiosität und löste große Kontroversen aus. Die Koptisch-Orthodoxe Kirche forderte (vergeblich) ein Verbot des Buches, muslimische Scheich protestierten gegen den Autor. Als Direktor der Handschriftenabteilung der Bibliothek von Alexandria beschäftigt dieser sich natürlich u. a. damit, wie der Übergang von der ‚alten‘ zur christlichen Religion stattfand, weiß daher, wovon er schreibt.

Nach einem abenteuerlichen Leben schreibt der koptische Mönch Hypa seine Erinnerungen nieder, um Rechenschaft abzulegen: Über seine eigenen Verfehlungen, die der frühchristlichen Kirche und vielleicht sogar der Gläubigen überhaupt. Geboren im südlichen Ägypten, ist Hypa noch mit dem Glauben an die alten ägyptischen Götter aufgewachsen. Als junger, christlicher Mönch studiert er später Medizin, begibt sich auf Wanderschaft und gerät mitten in die leidenschaftlichen theologischen Auseinandersetzungen, die im fünften Jahrhundert die Kirche erschüttern.

In Alexandria erlebt Hypa, zu welch grausamer Gewalt Christen fähig sind; in den Höhlen am Toten Meer betet er um Erleuchtung und Erlösung von seinen Seelenqualen; in Palästina sucht er auf den Spuren von Jesus nach den Wurzeln des wahren Glaubens. Er lernt auch Nestorius, Bischof von Jerusalem, kennen, der später als Bischof von Konstantinopel wegen widerstreitender theologischer Auffassungen exkommuniziert wird. Schließlich schreibt er in einem abgeschiedenen Kloster zwischen Antiochia und Aleppo auf, was ihm alles widerfahren ist.

Dabei ist auch von Oktavia, der schönen alexandrinischen Heidin, sowie von Martha, einer jungen christlichen Chorsängerin, die ihn beide fast von seinem Wege abgebracht hätten, die Rede. Aber auch Azazel, der Teufel, der ihn immer wieder zaudern und zweifeln und sündigen lässt meldet sich stets. Letztendlich nötigt er ihn zur Niederschrift und behauptet dabei, ein Teil von Hypa selbst zu sein.

Armin Krieger

Leseprobe