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Usher SLetters of Note Briefe 203701 klMein Buchtipp für MQI - April 2023

Letters of Note - Briefe, die die Welt bedeuten


Herausgeber: Shaun Usher

erschienen im Wilhelm Heyne-Verlag

Briefe zu schreiben ist bekanntlich aus der Mode gekommen. Umso erstaunlicher ist, dass der Heyne-Verlag kürzlich eine Sonderausgabe herausgegeben hat, in der nur Briefe abgedruckt sind. Briefe? Ja, tatsächlich, 112 an der Zahl - unterhaltsam, inspirierend und/oder ungewöhnlich.

Nach jeweils einem Vorwort, in dem der Zusammenhang aufgezeigt wird, in dem der betreffende Brief geschrieben wurde, wird die Übersetzung abgedruckt – teilweise zusammen mit dem Faksimile des Originals. Zu Wort kommen u.a. Königinnen, Präsidenten, Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler, aber auch ganz unbekannte Menschen, die ihre außergewöhnliche Situation schildern, in der sie sich befinden.

Das Erstaunliche ist, dass es dabei keinerlei Systematik gibt. Vielmehr springen die Briefe kreuz und quer durch die Jahrhunderte und auch die angesprochenen Themen folgen keiner Reihenfolge. Genau das macht sie aber auch interessant. Denn wie in einer Wundertüte fragt man sich jedes Mal, was jetzt wieder Neues kommt – und das ist manchmal skurril, gelegentlich sehr persönlich, zum Teil weltpolitisch relevant, oft genug aber auch schlichtweg verblüffend.

Kostprobe gefällig – anhand einiger Briefe an den amerikanischen Präsidenten?

• So schreibt 1940 ein 14-jähriger Junge namens Fidel Castro an Franklin D. Roosevelt und bittet ihn um Übersendung eines grünen 10-Dollar-Scheines, weil er einen solchen noch nie gesehen hat.
• Queen Elisabeth verrät im Jahre 1960 Dwight D. Eisenhower nach dessen Staatsbesuch in England in einem handschriftlichen Brief ihr persönliches Eierkuchenrezept (für 16 Personen!).
• Ein anderer handgeschriebener Brief aus dem Jahre 1970 beginnt mit den Worten: „Lieber Mister President, zunächst möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Elvis Presley.“ Darin bittet er, zum „Federal Agent at Large“ ernannt zu werden, um…. (das soll jetzt hier nicht verraten werden).
• 1942 meldet sich ein Patrick Hitler, der (noch) nicht die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, bei Franklin D. Roosevelt und bittet darum, in die US-Streitkräfte aufgenommen zu werden, um gegen seinen berüchtigten Onkel kämpfen zu können.
• Zuvor hatte bereits im Juni 1939 M. Gandhi an „Herrn Hitler, Berlin“ einen Brief geschrieben, in dem er in bewegenden Worten „im Namen der Menschlichkeit“ darum bittet, den anstehenden Krieg zu vermeiden. Leider hat die britische Regierung verhindert, dass dieser Brief seinen Adressanten erreicht.

Einer der längsten, aber auch interessantesten Briefe ist an eine Nonne gerichtet. Darin trägt Dr. Ernst Stuhlinger, Direktor der NASA, eine Vielzahl von Argumenten vor, warum es moralisch vertretbar ist, Milliarden von Dollar in ein Weltraumprogramm zu investieren, während gleichzeitig auf der Welt Millionen von Kindern hungern.

Einen der kürzesten Briefe schrieb 1976 (!) der Generalstaatsanwalt von Alabama, der ein rassistisch motiviertes Verbrechen verfolgte und deshalb von einem prominenten Mitglied des Ku-Klux-Klan einen Drohbrief erhielt. Seine Antwort, unzweideutig: „Sehr geehrter Dr. Fields, meine Antwort auf Ihren Brief vom 19. Februar 1976 lautet: Lecken Sie mich am Arsch. Mit freundlichen Grüßen, Bill Baxley.“

Wer also Lust hat, mal ein interessantes Kaleidoskop von Mosaiksteinchen der Weltgeschichte zu betrachten, ist hier an der richtigen Stelle.

Dieter Sauer

ISBN: 978-3-453-27311-5